Deshalb musste sich die Schweiz wirklich vom Euro abkoppeln
Die Schweiz hat den Fixpreis des Franken zum Euro aufgegeben. Denn den Eidgenossen geht es um Kaufkraft und ihr Finanzwesen. Da konnte sich die Alpenrepublik eine Abhängigkeit von der Weichwährung Euro nicht mehr leisten. Ihr Ruf als sicherer Hafen war in Gefahr.
Offenkundig verschnupft hatte die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, auf die Entscheidung der Schweizer Nationalbank (SNB) reagiert, die Deckelung des Franken-Kurses zum Euro aufzugeben. Sie sei nicht vorab informiert worden, klagte Lagarde.
Auch die angelsächsischen Finanzzentren London und New York traf die Entscheidung aus Zürich völlig unvorbereitet. Dort hatte man viel Geld darauf gesetzt, dass die SNB den Kurs von 1,20 Franken je Euro weiterhin um jeden Preis verteidigen werde, um die heimische Wirtschaft zu schützen.
Hoteliers in Angst, Banken in Schieflage
Dass diesen Spekulationen nun schlagartig der Boden entzogen wurde, löste ein Finanzbeben aus : In der Schweiz stürzten die Aktienkurse ab, Hoteliers fürchten um die Zukunft ihrer Urlaubsregionen.
Unterdessen häuften sich bei ausländischen Banken die Verluste: Allein die Londoner Dependance der Deutschen Bank soll 150 Millionen Dollar verloren haben, hieß es am Wochenende. Der Währungsbroker Alpari meldete Insolvenz an.
Am Montag gab es an der Börse Gerüchte, auch die Schweizer Tochter der schwedischen Saxo Bank sei durch die Überraschende Aufhebung der Wechselkurs-Untergrenze in Schieflage geraten. Bei ihr seinen „die Wetten Tausender von Saxo-Kunden von einer Sekunde auf die andere aus dem Lot“ geraten, schreibt das Finanz-Blog „Inside Paradeplatz“
Die Schweiz ist wieder frei
Angesichts des schlagartigen Aufwertungs-Drucks hätten Stop-Loss-Marken nicht mehr gegriffen. Schließlich sei das Handelssystem der Saxo Bank unter dem Ansturm der Kundenanfragen zusammengebrochen. Die Bank wusste sich schließlich nicht anders zu helfen, als alle Orders rückwirkend zum – ungünstigen – Kurs von 88 bis 96 Rappen je Euro abzurechnen – egal wann der Auftrag am vergangenen Donnerstag ausgeführt wurde.